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Wie alles begann

Von der "Rasenden Emma" zum Restaurationsprojekt

"Dünen-Express oder "Rasende Emma" wurde sie liebevoll von ihren Verehrern genannt- die Sylter Inselbahn. Die ersten Waggons wurden von einer kleinen Dampf-Lokmotive im Schritt-Tempo die vier Kilometer von Munkmarsch nach Westerland gezogen. Was für ein Fortschritt! Davor mussten die sonnenhungrigen Sylt-Urlauber vom Festlandhafen Hoyerschleuse mit dem Boot nach Munkmarsch übersetzen. Von dort aus ging es über Stock und Stein auf unbefestigten Wegen im Zuckeltrab mit Pferd und Wagen nach Westerland. Danach waren die Reisenden dann wirklich urlaubsreif.

Man schrieb das Jahr 1888, als der Kurdirektor Dr. Adrian Pollacseck diesen Zustand beenden wollte. Er investierte die stattliche Summe von 131.400 Mark in den Bau der ersten Bahnstrecke. Schon dreizehn Jahre später wurden auch die Südbahn nach Hörnum und 1903 die Nordbahn bis Kampen in Betrieb genommen, die 1908 bis nach List verlängert wurde.

Der blühende Badebetrieb der Kaiserzeit fand auf Sylt ein jähes Ende, als Anfang August 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach. Sylt wurde zum militärischen Sperrgebiet erklärt. Auf die Kriegswirren folgte die Inflation: Am 1. August 1923 kostete eine Fahrt von Westerland nach List 54.00 Mark!

Der größte Einschnitt in der Insel-Bahn-Geschichte wurde mit einem pompösen Fest begangen- am 1. Juni 1927 wurde der Hindenburgdamm eröffnet. "Sylt hat aufgehört eine Insel zu sein!" verlautete Reichsverkehrsminister Wilhelm Koch bei der Einweihung. Dies bedeutete auch das Aus für die Bahn von Munkmarsch nach Westerland.

In den dreißiger Jahren änderte sich auf Sylt vieles: Die Insel wurde erneut zur militärischen Festung ausgebaut; der Badebetrieb in den Sylter Kurorten ruhte bis 1946. Nach dem Zweiten Weltkrieg dauerte es einige Jahre bis die Inselbahn vom Aufschwung erfasst wurde. Im Jahre 1952 wurde die Sylter Verkehrsgesellschaft mbH gegründet, die die Inselbahn von der bisherigen Betreibergesellschaft, der Sylter Inselbahn AG, übernahm. Von nun an lenkte der ursprünglich aus Portugal stammende Insel-Pionier Ruy Prahl die Geschichte des Unternehmens. Die Dampfzüge wurden auf seine Initiative hin nach und nach durch ein Sylter Kuriosum ersetzt: die "Leichttriebwagen" (LT) - zum Sattelschlepper umgebaute Lastkraftwagen der Bremer Automobilfirma Borgward, die in eigener Werkstatt zwischen 1952 und 1954 einen Auflieger erhielten. Der Aufschwung der Bahn währte allerdings nur wenige Jahre: in den 1960er Jahren wehte der Sylter Inselbahn eine steife Brise entgegen. Insulaner und Touristen fuhren nun lieber mit dem Auto.

Bereits 1956 hatte der ursprünglich aus Portugal stammende Insel-Pionier Ruy Prahl den Betrieb übernommen. Im Jahr darauf wurde die Sylter Inselbahn wegen der einfacheren
Betriebsführung als Straßenbahn konzessioniert. Parallel trieb man die Entwicklung des Straßenbusverkehrs voran.

Als am 29. Dezember 1970 die Inselbahn auf ihre letzte Fahrt ins Nirgendwo ging, gab es längst die Anfänge eines Nahverkehrsnetzes auf der Straße. Nach dem Tod ihres Mannes führt Vera Prahl, die große Dame des insularen Transportwesens das Unternehmen bis 1995 engagiert und beherzt weiter.

Restauration LT4

Anlässlich des 125jährigen Jubiläums in 2015 haben wir, die Sylter Verkehrsgesellschaft, den letzten Borgward LT4 der ehemaligen Sylter Inselbahn für 15.000 € gekauft. Eine Investition, die nicht nur ein letztes Unikum der Sylter Inselbahn rettet, sondern auch einen Teil zum Erhalt der Sylter Geschichte beiträgt.

Vor 125 Jahren fuhren die ersten Dampfloks durch die Sylter Heidelandschaft, um Badegäste von Munkmarsch nach Westerland zu bringen. Über achtzig Jahre, von 1888 bis 1970, gehörte die Sylter Inselbahn zwischen List und Hörnum zu den festen Einrichtungen des inselweiten Badebetriebs. Im Dezember 1970 führte sie ihre letzte Fahrt durch und wurde komplett vom Busverkehr abgelöst.

Das letzte Unikum der Sylter Inselbahn, der berühmte
Borgward LT4, fristete ein trauriges Dasein in einem Hannoverschen Straßenbahnmuseum in Sehnde. Für diese Herzensangelegenheit konnte das ehrenamtliche Kleinbahnmuseum Selfkant als motivierter Partner gefunden werden, der bereits im Besitz diverser Fahrzeuge der alten Sylter Inselbahn ist und diese dort auch regelmäßig zu Fahrten einsetzt. Die Restauration des Borgward LT 4 findet seit 2013 nach und nach durch verschiedene Werkstätten statt, die jeweils spezialisiert auf den Schienen- bzw. Automobilpart sind.

Nach erfolgreicher Wiederherstellung soll der Borgward auf Sylt zu sehen sein und anschließend in den Besitz des Kleinbahnmuseums Selfkant übergehen. Dort wird er dann für historische Fahrten eingesetzt werden. Somit soll ein dauerhafter Erhalt und die Pflege des LT4, und damit ein großes Stück Sylter Historie, sichergestellt werden.

Den monetären Aufwand für die Restaurierung kalkulieren Günther Steinhauer, Geschäftsführer des Selfkant Kleinbahnmuseums und Sven Paulsen nach jetzigem Stand auf 250.00 bis 300.000 Euro. Diese Summe soll größtenteils durch Spenden und mit Mitteln der SVG aufgebracht werden.

Homepage des Restaurierungsprojekts

Das Projekt ist auch mit einem eigenen Internetauftritt vertreten. Weitere Informationen, Fotos und ein Restaurierungstagebuch finden Sie unter: www.sylter-duenenexpress.de

Sie möchten etwas spenden?

Falls wir Ihr Interesse geweckt haben und Sie sich an der Restaurierung des Borgward LT4 beteiligen möchten, finden Sie hier die dafür notwendigen Kontodaten. Für eine Spendenquittung geben Sie bitte im Verwendungszweck Ihre komplette Postanschrift an oder kontaktieren Sie bitte Sven Seddig (sven.seddig@svg-busreisen.de). 

Kontoinhaber: Interessengemeinschaft Historischer Schienenverkehr e.V. (IHS e.V.), Aachen
Sonderkonto LT4

IBAN-Nr.: DE75 2175 0000 0164 4013 58
Swift: NOLADE21NOS